DAS WAR DER SALON ZUKUNFT

"Zukunft ist jener von allen vergangenen Ereignissen nicht vollständig determinierte Zeit-Raum offener Möglichkeiten, auf den wir zukommen und der auf uns zukommt, solange es Gegenwart geben wird." (Dr. Markus Wirtz)

Mit diesem Zitat stiegen wir in das Thema Zukunft ein, dazu gab es zwei Texte, einer des besagten Markus Wirtz und einer von Odo Marquard "Zukunft braucht Herkunft".

Zunächst fragten wir uns, ob es überhaupt Zukunft gibt? Existiert Zukunft? Wenn wir zum Beispiel meinen, etwas habe Zukunft oder habe keine Zukunft, dann geht damit ein Werturteil einher. Darin verbirgt sich entweder ein Lebensoptimismus oder ein Lebenspessimismus. Wir meinen damit eigentlich: "es wird gelingen" oder "es wird nicht gelingen". D.h. Zukunft ist kein neutraler Begriff, der rein auf eine Zeitlichkeit verweist.

Diese unterschiedliche Zugangsweise zu Leben und Welt zeigte sich auch in der Diskussion. Fühle ich mich eher einem System und der notwendigen Entwicklung ausgeliefert oder sehe ich Zukunft als prinzipiell offen, als Möglichkeitsspielraum, und kann zu ihrer Gestaltung beitragen? Jede und jeder sollte sich selbst mal unter diesem Gesichtspunkt unter die Lupe nehmen. Denn, mein Bild von der Zukunft prägt mein Verhalten in der Gegenwart.

Zukunft hat außerdem viel mit Erwartung zu tun. Manchmal verschieben wir genau das, was wir uns am sehnlichsten Wünschen, ein Idealbild, bis hin zur christlichen Erlösung in die Zukunft. Das, was kommen soll, bleibt dann immer zukünftig, verschiebt sich weiter und weiter, dient aber als Referenzpunkt für unser Handeln. Der Kapitalismus, mit seiner Produktion des unendlichen Begehrens, hat sich hier ganz perfide mit der christlichen Vorstellung des im Jenseits Kommenden symbiotisch vereint. Seneca erkannte diesen Mechanismus und schloss deshalb:

"Unser Leben darf nicht an der Zukunft hängen, es muss innerlich gesammelt sein; denn der hängt von der Zukunft ab, der mit der Gegenwart nichts anzufangen weiß." (Seneca)

Auf der anderen Seite hat Zukunft mit Hoffnung zu tun und eine hoffnungsvolle Zukunft, kann mich zum verantwortungsvollen Handeln in der Gegenwart befähigen. Eine Studie unter Jugendlichen zum Beispiel, präsentiert von Philipp Ikrath, brachte zum Vorschein, dass die befragten Jugendlichen ihre persönliche Zukunft optimistisch, aber die Zukunft der Gesellschaft als äußerst pessimistisch einstuften. Wie verändert sich aber das Verhalten der besagten Jugendlichen, wenn es zwischen Individuum und Gemeinschaft eine solche Diskrepanz gibt?

Odo Marquard meint, die Zukunft nähert sich uns in immer rasanterem Tempo, da wir von der technologischen Entwicklung einfach überwältigt werden. Nachdem der Mensch aber von Natur aus eine "Herkunftshaut" trägt, also hauptsächlich von seiner Geschichte getragen wird und er sich daher nur sehr zäh entwicklen und anpassen kann, muss er einen Ausgleich zur Beschleunigung finden. Er schließt daher: Nur der langsame Mensch ist der schnellen Welt gewachsen.

Dass Zukunft vor allem mit Verantwortung zu tun hat, darüber waren wir uns einige. Mark Twain sagte zum Beispiel:

"Natürlich kümmere ich mich um die Zukunft. Ich habe vor, den Rest meines Lebens darin zu verbringen."

Zum Glück hatten doch einige das Gefühl, dass sich vor allem die jüngeren Generationen wieder Sorgen um die Zukunft machen und versuchen, ihr Verhalten dementsprechend anzupassen (Klimaschutz, Solidarität, bedingungsloses Grundeinkommen).

Wie immer versuchten wir zum Schluss eine Runde der Begriffsbestimmung. Hier das Ergebnis.

ZUKUNFT IST...

  • Hoffnung

  • Vision

  • Zuversicht

  • Vertrauen

  • Zufriedenheit

  • Erwartung

  • Gegenwart

  • Präsenz

  • Angst

UND WAS WÜNSCHEN SICH EINIGE FÜR DIE ZUKUNFT?

  • Demokratie, Friede, Ende des Machtdenkens

  • Raum für Kinder, Raum für Stille

  • Auszeiten

  • Erkenntnis / Sinn

  • mehr Wirkung

  • Ausbruch aus der Wachstumsideologie

  • von Quantität zu Qualität zu gelangen

  • Lebensglück

  • Ende der Ausbeutung

  • Umverteilung und Miteinander

  • mehr Gegenwart und Augenblick

IN DIESEM SINNE: "MÖGE DIE MACHT MIT EUCH SEIN!"

Und hier geht es zum nächsten Salon - und dann vielleicht schon im Garten!

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